Unser Obstsortiment soll größer werden. Einen Schritt in diese Richtung haben wir nun getan – wenn auch mit einer Maßnahme, die erst in einigen Jahren zum Tragen kommt. Wort-wörtlich, denn auf der Wiese neben unserer Beeren- und Gemüsefläche haben wir eine Streuobstwiese angelegt. Dort wachsen jetzt 33 Apfel-, 12 Birnen- und 3 Zwetschgenbäume. Und als Hochstämme kommen sie erst nach ca. 8-10 Jahren in den Ertrag. Es ist also etwas Geduld angebracht.
Aber warum dann überhaupt Streuobst?
Diese Frage ließe sich schnell und einfach beantworten: Es gefällt uns. Es gibt aber auch andere Gründe:
Streuobstbestände werten das Landschaftsbild wesentlich auf. Streuobst ist für viele Gegenden heute noch landschaftsprägend, für viele leider nicht mehr. Flurbereinigungen hatten insbesondere in den 1950er bis 1970er Jahren zur Folge, dass Hecken und Streuobst zugunsten eines rationalisierten Ackerbaus weichen mussten, so auch in Lützelburg und Gablingen. Fragen Sie sich selbst: Wo gehen Sie lieber spazieren? Wo erholen Sie sich lieber? Zwischen reinen Getreide- und Maisfeldern oder in einer vielfältigen Landschaft mit Hecken, Wiesen, Streuobst, Mischwald?
Zudem bieten Streuobstbestände verschiedene ökologische Vorteile. Sie bieten deutlich mehr Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum, als eine „einfache“ Wiese oder gar Ackerland. Sie finden hierzu ausführlichere Darstellungen z.B. bei Wikipedia oder NABU. Eine hohe Artenvielfalt bedeutet ein stabileres Ökosystem und damit auch auf unseren gärtnerisch genutzten Flächen weniger Probleme mit Schädlingen oder Krankheiten an den Kulturpflanzen.
Uns stellte sich außerdem die konkrete Frage: Wenn wir Kernobst anbauen wollen, wie intensiv wollen wir es betreiben? „Intensiv“ im Sinne: Mit wieviel Einsatz von „Betriebsmitteln“. Im intensiven ökologischen Obstbau müssen durch regelmäßige Spritzungen mit Kupfer und Schwefel bestimmte Schädlinge bzw. Krankheiten in Schach gehalten werden. So wollen wir nicht wirtschaften. Streuobst bietet uns als extensive Kulturform die Möglichkeit, einen Teil der Ernte als „Tafelobst“ zu ernten, den „Rest“ d.h. den Hauptteil als Mostobst. So ist auch unsere Sortenwahl gefallen, ist halt kein Elstar oder gar Granny.
Ganz nebenbei: die gleichzeitige Nutzung von Flächen mit Baumbestand und Tierhaltung ist weltweit verbreitet und bietet überall ökologische und damit auch langfristig ökonomische Vorteile. Geben Sie mal „silvopasture“ in Ihrer Suchmaschine ein.
Unsere Pflanzaktion
Unsere Bäume haben wir von der Bioland-Baumschule „Pflanzlust“ erhalten, d.h. sie sind schon im „Kindesalter“ nach Bioland-Richtlinien aufgewachsen. Die Baumschule Pflanzlust bietet ein einmaliges Sortiment an alten Obstsorten an, die für den Hausgarten oder eben auch für den Streuobstanbau besonders geeignet sind. Unsere Sortenwahl fiel auf:
- Äpfel:
- Retina
- Reglindis
- Hauxapfel
- Weißer Klarapfel (als Befruchter)
- Birnen:
- Köstliche von Charneu
- doppelte Phillipsbirne
- Gellerts Butterbirne
- Zwetschgen:
- Bühler Frühzwetschge
- Sanctus Hubertus
- Haferpflaume
Drei Tage haben wir gepflanzt. Die ersten zwei Tage bei herbstlichem Nebel, was optimal für die wurzelnackten Bäume war, bis sie im Boden steckten. Die restlichen Arbeiten konnten wir dann bei herrlichem Sonnenschein am 3. Tag abschließen. Schauen Sie selbst:
Das Ausgangsmaterial: 48 Bäume, 48 Pfosten, ein Spaten und eine Schaufel, die später durch neue ersetzt werden mussten…
Die ersten Löcher sind gegraben. Die Grasnarbe haben wir abgeschält, sie kommt nicht wieder in das Pflanzloch, dies würde Wühlmäuse anlocken.
Nachdem die Pfosten seitlich in den Boden gerammt sind und das Pflanzloch mit einem Wühlmausschutz ausgelegt wurde, können die Bäume gepflanzt werden.
Der erste Baum steht. Zuvor wurden die Bäume beschnitten, sowohl in der Krone, als auch an den Wurzeln.
Ein Baum nach dem anderen wird in die vorbereiteten Löcher gepflanzt.
Angießen nicht vergessen: die Bäume müssen gut eingeschlämmt werden, damit sie bei den reduzierten Wurzeln ausreichend Bodenschluss und damit Wasser haben. Die Methode mit dem Schlauch wich allerdings ganz schnell der Gießkanne, um ein besseres Mengenmaß zu haben.
Die Reihen füllen sich: das eigentliche Pflanzen ist die „geringste“ Arbeit. Das Ausheben der Löcher und Einrammen der Pfähle war am anstrengendsten und zeitaufwändigsten.
Am Ende des ersten Tages steht fast die Hälfte der Bäume.
Nachdem am zweiten Tag die restlichen Bäume gepflanzt waren, blieben noch Restarbeiten: Stammschutz anbringen und Festbinden der Bäume an den Pfählen.
Nach dem Nebel erschien die gesamte Landschaft von Spinnfäden überzogen.
Als Stammschutz verwenden wir Schilfrohrmatten, …
… das Festbinden der Bäume an den Pfählen erfolgt mit Kokosgarn.
Fertig.